Lokomotive von Julian Tuwim auf polnisch und deutsch

 

  

  Die berühmte Lokomotive von Julian Tuwim, vorgetragen auf polnisch und in der deutschen Übersetzung von James Krüss von Artur Becker und Manfred Mack im Kulturzentrum Ignis in Köln bei der Langen Nacht der polnischen Literatur am 12. April 2013 anlässlich des Julian-Tuwim-Jahres 2013

 


  Die Lokomotive von Julian Tuwim
Deutsche


Auf einer Station steht Lokomotive,
schwere, riesige und von Schweiß getroffen-­

das fettige Öle.
Es steht und keucht, stottert und bläst,
Und Glut aus heißem Bauch schlägt:
Rums -­
so heiß!
Uh -­
wie heiß!
Puff -­
so heiß!
Pfiff -­
wie heiß!
Gerade noch keucht, kaum pfeift aus letztem Loch,
Kohle-­
Raucher schütte noch in ihr.
Wagons wurden ihr angekuppelt
Groß und schwer, aus Eisen und Stahl,
Zwar viele Menschen in jedem Wagen,
In einem Kuh, in andren Pferde,
Im dritten sitzen nur die Fettwanste,
Sie sitzen und essen fettige Würsten.
Ein vierter Wagen voll von Bananen,
Im fünften sechs Klaviere stehen,
In sechstem steht ́ne große Kanone,
Unter jedem Rad ein Eisenbar!
Im siebten eiche Tische und Schränke,
Im achten Elefanten, Bären und zwei Giraffen,
Im neunten nur Mastschweine sitzen
Im zehnten -­
Koffer, Kisten und Kartons geblieben
Und diese Wagen gibt es wohl vierzig,
Was noch drin ist-­
keiner weiß richtig.

Es kämen auch tausend Athleten
Und jeder tausend Kotelette ässe,
Und keiner weiß wie er sich abrackert
Dies tagen sie nicht -­
so schwer sind die Wagen!

Plötzlich -­
ein Pfiff!
Danach ein Schwir!
mit Volldampf-­
rums!
Die Räder – rührs!

Zuerst
sehr langsam
wie Schildkröte
schleppend
fuhr
sie Maschine
auf Schienen
träg ́ ab.
Ruckte die Wagen und zieht sie mit Mühsal,
und dreht sich, und dreht sich Radsherum,
Und läuft immer schneller und rauscht immer schneller,
Dann poltert und klopft, rüttelt und tobt.

Na wohin? Na wohin? Na wohin? nach vorn ́!
Ein Gleis, ein Gleis, ein Gleis und ́ne Brücke entlang,
Durch Berge, durch Tunnels, durch Felder, durch Wälder
Beeilt sich und haspelt, um pünktlich zu sein,
Den Takt knattern klopft und tuckert es fein :

  So tuckt der, so tuckt der, so tuckt der, tuckt wiederum
So weich und glatt trottelt er zum fernen Land
Als ob kleiner Ball, nicht aus den Stahl,
Nicht schwere Maschine stotternde, keuchende,
Doch Kleinigkeit, Belanglosigkeit, Blechspielzeug sei.

Und woher, und wie , warum so schnell rennt?
Und ist was das, was ist das, wer schiebt das fern?
Dass sauste, dass klopfte, emporschlag , rums-­
rums?
Der heiße Dampf trieb sie doch an,
Dampf, der Kassel über Rohren zu Kolben heran,
Die Kolben bewegen Seit ́räder nach vorn ́,
Und rennen und schieben, der Zug geht doch fort,
Der Dampf doch die Kolben noch wiederum pumpt,
Und tuckern Räder, es klopft und es schlägt:
Ja es ist so, es ist so, es ist so, es ist so!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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